
Albanien Flugreisebericht
Albanien mit dem Gleitschirm zu bereisen, stand schon eine Weile auf meinem Plan. Nebst diversen Dokus über Albanien, hatte mich ein Reisebericht von Peter S. vor ca. 13 Jahren inspiriert, das noch recht ursprüngliche und wilde Land kennen zu lernen. Allerdings hat es nun ein paar Jahre mehr gedauert, bis ich dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt habe. Ursprünglich war geplant, mit meinem VW-Bus die Strecke Stück für Stück über Italien und Fähre in Bari zu fahren. Kaltes und windiges Wetter in Italien, ließen mich aber dazu anders entscheiden. Ich sparte mir die lange Fahrt und flog am 24 April 2024 nach Tirana und mietete mir einen Kleinwagen, der mich auch die ganze Zeit zuverlässig begleitete. Da die Unterkünfte relativ günstig sind, nahm ich ein Zelt nur als Backup mit, falls ich mal keine geeignete Unterkunft finden sollte.
Die Route:
Dank der guten Empfehlungen von Peter, hatte ich mich schon vorher für die Route Tirana, Vlore, Gjirokaster, Korca, Elbasan entschieden. Erster Stopp war in Tirana. Dort traf ich ein paar lokale Flieger, welche mir auch die Reiseroute als guten Einstieg bestätigten.
Tirana:
Tirana hat ein sehr schönes Fluggebiet, man erreicht den Startplatz von der Stadt aus über eine Seilbahn und landet offiziell unweit von einem der Friedhöfe von Tirana, auf einem kleinen thermischem Hügel. Das Panorama auf die Ebene mit der Stadt Tirana und den dahinterliegenden Bergketten ist beeindruckend. Von der Stadt gibt es auch einen schönen Wanderweg zum Startplatz, je nachdem in ca. 1,5-2,5 Std. Hike & Fly ist daher ebenso gut möglich, wie mit dem Auto zum Startplatz zu fahren. Während meines Aufenthalts in Albanien bin ich fast immer zum Startplatz gewandert. Transfers zum Startplatz gibt es kaum.
Tirana hat ca. 800 tausend bis eine Million Einwohner und ist in den letzten Jahren sehr schnell und stark gewachsen. Aus diesem Grund ist die Infrastruktur oft noch etwas hinten dran. So hörte ich, dass wohl in der Hochsaison mit Engpässen beispielsweise beim Wasser oder beim Strom zu rechnen ist. Während meines Aufenthalts gab es allerdings immer fließend Wasser und Strom. Ich empfand die Stadt als angenehm und die Menschen als sehr freundlich. Es gibt viele Studenten, welche gerne den Kontakt zu den ausländischen Gästen suchen und auch ein gutes Englisch sprechen. Auf dem Land wird es dann mit Englisch allerdings dünn. Kulinarisch gibt es in der Hauptstadt Albaniens fast alles, was das Herz begehrt. Der Einfluss Italiens ist klar bemerkbar. So findet man an jeder Ecke Pizza oder Pasta. Aber auch traditionell albanisches Essen in allen Variationen ist selbstverständlich vorzufinden. Die verschiedenen kulturellen Einflüsse spiegeln sich auch in der albanischen Küche wieder. Am zweiten Tag konnte ich bereits mit einem schönen Thermikflug Tirana von oben kennen lernen. Ich sollte noch einen weiteren schönen kleinen Streckenflug einen Tag vor meiner Abreise in Tirana erleben.
Vlore:
Nächster Stopp war das Küstenfluggebiet Vlore. Auch hier lief ich gleich am nächsten Tag zum Startplatz, der mit ca. 700 m Höhendifferenz eine sehr schöne Aussicht auf die Küste bietet. Dort gibt es ebenso eine aktive Szene von Gleitschirmpiloten, welche sich entweder im Acro fliegen üben, eine Ausbildung absolvieren oder Tandemflüge durchführen. Touristen gibt es dort zu Hauf, die sich für einen Tandemflug interessieren. Laut einer Aussage eines albanischen Gleitschirmpiloten, umfasst die Gleitschirmszene in Albanien ca. 20-30 Piloten. Auch entlang der Küste hat Albanien weitere Fluggebiete zu bieten. Da ich jedoch auf Dauer nicht so der Meer-Typ bin, machte ich mich auch schon am nächsten Tag wieder auf den Weg nach Gjirokaster, ins bergige Hinterland.

Gjirokaster:
Die mittelalterliche und historisch gut erhaltene Stadt liegt ca. 30 km von der griechischen Grenze entfernt. Sie ist eine der Anziehungspunkte für Touristen im Süden Albaniens, bietet neben kulturellen sowie historischen Sehenswürdigkeiten auch sehr gute Bedingungen zum Wandern und eben auch zum Gleitschirmfliegen.
Durch das Tal schlängelt sich der schöne Fluss Lumi Drinos. Viele der Flüsse in Albanien sind noch unbegradigt und winden sich mit Meandern und weißem Kiesbett durch die Täler. Es gibt zwei Startplätze auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt auf halber Höhe der Bergkette, welche sich imposant über das Tal erhebt. Hier blieb ich gut eine Woche und konnte einige sehr schöne Flüge machen. Die Nähe zum Meer (ca. 1 Stunde) macht den Ort auch bei nicht fliegbaren Tagen sehr interessant und unterhaltsam. Für rund 20 € hatte ich ein Zimmer mit Balkon, Blick auf das Tal und die Berge. Die Vermieter waren sehr nett und hilfsbereit!

Ein Flugtag:
Die Vorhersage war je nach Wettermodell gut bis sehr gut oder eben auch zu windig. Ich hatte ein bisschen Bammel wegen den teilweise vorhergesagten 10 kt Nord bzw. Ost. Man startet nach Südwesten. Also glaubte ich an die in Icon 5 kt. NO, welche sicherlich überlagert werden dürften. So war es auch. Sanfte Thermik mit SW bis zum Kamm. Es brauchte eine Weile und dann ging’s gut ab. Nach gefühlt 1,5 Stunden war ich ein Stück weiter auf der Ridge. Auf 2500 m dann doch 20 km/h NO, 25, NO und sogar bis 28 km/h …aber ich war über dem Kamm und es war erstaunlich schön zu fliegen. Kurz vor der griechischen Grenze dann die Überlegung.. illegaler Grenzübetritt..? Ich glaub ich heb mir das mal für ein anderes Mal auf😅. Also lieber Talquerung auf die andere Seite und zurück, eine Ehrenrunde noch über der Festung von Gjirokaster. Ein grönender Abschluss und ein perfekter Hike und Fly Tag!
Korca:
Ich liess Gjirokaster hinter mir und fuhr eine beeindruckend schöne Strecke über Permet nach Korca. Korca ist ein Studentenstädtchen mit einem netten Bazar-Areal. Bis es zu fliegen ging, musste ich allerdings zwei Tage warten und so beschäftigte ich mich mit Sightseeing in der Umgebung. Dann war Flugwetter endlich, aber meine Flüge beschränkten sich auf zwei kurze Abgleiter…ja dort hatte ich etwas Pech mit dem Flugbedingungen. Aber ein toller Ort und sicher auch gut zum Fliegen, wenn es passt. Nach vier Tagen ging es weiter nach Elbasan.
Elbasan:
Ich übernachtete im historischen Kern der Altstadt in einem Appartement für umgerechnet 8 EUR. Zentral aber dafür dunkel, muffig und im Hinterhof bellte ein Hund die halbe Nacht, begleitet vom Rasseln der Eisenkette, an der er wohl hing.
Den nächsten Tag verbrachte ich damit, zwei Startplätze zu suchen, die es wohl in der Nähe geben sollte. Ich fand auch den richtigen Berg und Startplatz, jedoch recht böige Bedingungen ließen mich entscheiden, nicht zu fliegen.

Am nächsten Tag ging es dann wieder zurück nach Tirana, da die Vorhersage für den folgenden Tag sehr gut aussah. Die Seilbahn war an diesem Tag geschlossen und so lief ich vom Hotel in der Stadt hoch. Ca. 9 km waren es und ich hatte den Startplatz ganz alleine für mich! Ca. 2,5 Stunden flog ich die Bergkette ab und rundete meine Reise mit einem sehr schönen Flug ab.
Fazit: Albanien bietet viel: Wilde natürliche Landschaften, Berge, Seen, naturbelassene Flüsse, traumhafte Strände, sehr nette Menschen und tolle Fluggebiete! Zwar hat es in den letzten 10 Jahren einen Touristenboom gegeben und wenn man nicht gerade in der Hochsaison kommt sowie die Touristenhotspots etwas meidet, ist es noch nicht überlaufen. Das nächste Mal würde mich noch der Norden interessieren, welchen ich nicht bereist habe.
Vielen Dank nochmals an Peter S. für die Hinweise und guten Tipps!
1 Kommentar zu „Unterwegs in Albanien“
Toll geschrieben und schön dass du deine Reise doch noch zu einer Zeit machen konntest in der die Ursprünglichkeit von Land und Leuten noch erkennbar ist! In Albanien hat sich schon sehr viel verändert, aber im ländlichen Bereich kann man noch vieles der dortigen Lebenseinstellung erahnen! Danke für den schönen Bericht und natürlich auch dafür, dass du mich zweimal erwähnt hast! Viele Grüße an den Blauen von Peter!